Konstanz/Hamminkeln, 14.
Januar 2023 - Aus den Medien und den Beschreibungen
in Büchern entnehmen wir, dass Parkinson vor allem
eine Erkrankung des fortgeschrittenen Alters sei.
Wir haben das Bild von gebückten und zitternden
Menschen vor uns, die von der schweren
neurologischen Störung gezeichnet sind.
Kleinschrittigkeit, verlangsamter Gang, ein
regungsloses Maskengesicht, angewinkelte Arme ohne
Mitschwingen, ein steifes Erscheinungsbild und
Probleme, sich aufrecht halten zu können: Typische
Vorstellungen von der sogenannten „Schüttellähmung“
zeichnen häufig ein sehr stereotypes Dasein von
Betroffenen einer Parkinson-Erkrankung, die durchaus
auch schon jenseits der 30 auftreten kann und
heutzutage glücklicherweise mit einer
vielschichtigen Behandlung aus Medikamenten, Physio-
und Ergotherapie, Schlafhygiene, Schmerzbewältigung,
Stressreduktion und eine ergänzende
Ernährungsanpassung gut in den Griff zu bekommen
ist“, erklärt der Leiter der bundesweit tätigen
Selbsthilfeinitiative „Parkinson in jedem Alter“,
Dennis Riehle, entsprechend. „Als 37-jähriger
Patient dieser degenerativen Krankheit weiß ich um
die vielen Fallstricke, die gerade nach der Diagnose
auf die Menschen zukommen. Nicht nur sie selbst,
sondern auch das Umfeld, müssen sich auf den neuen
Alltag mit solch einer komplexen Störung einstellen,
was besonders am Anfang nicht immer leicht ist. Denn
da zerplatzen Lebensträume und Vorstellungen eines
vitalen Daseins, was auch zu psychischen Krisen
führen kann. Daher ist es so entscheidend, nicht nur
die Defizite zu sehen, sondern vor allem das
herauszustellen und zu genießen, was eben noch
möglich ist“, erläutert der gelernte Berater aus
Konstanz – und meint: „Erfahrungsgemäß kann man mit
der Zeit Widerstandskraft, eine seelische Resilienz,
entwickeln. Durch sie fällt es leichter, eine
gewisse Gelassenheit zu erlangen und sich nicht
durch die zahlreichen Prüfungen, die ein solcher
Parkinson an Betroffene und Angehörige stellt,
unterkriegen zu lassen“.
Riehle begleitet
Erkrankte und ihre Nächsten durch überregional
erreichbare und kostenlose Mailberatung - und
sagt: „Der Gedanke der Selbsthilfe hat seinen Sinn
bis heute nicht verloren. Denn es ist am Ende gerade
doch etwas Anderes, mit jemandem kommunizieren und
sich austauschen zu können, der sich in einer
vergleichbaren Lebenslage befindet und die Krankheit
nicht nur aus Büchern kennt. Niederschwellige und
vertrauensvolle Kontakte zwischen Betroffenen zu
pflegen und sich gegenseitig zu ermutigen, diesen
Anspruch verfolgt unsere Initiative“, so der
Journalist – und fügt an: „Insbesondere geht es mir
um Psychologische und Sozialberatung. Denn es bedarf
Feingefühl, Parkinson-Erkrankten in ihrer jeweiligen
Alltagssituation zu unterstützen und sie dort
abzuholen, wo sie feststecken. Das kann
beispielsweise das Gefühl völliger Überforderung
oder Deprimiertheit sein. Aber auch praktische
Fragen tauchen auf: Welche Rechte habe ich im Fall
einer Erwerbsminderung? Wo beantrage ich einen
Schwerbehindertenausweis? Bestehen bereits Ansprüche
auf Pflegeleistungen? Wer bezahlt Hilfs- und
Heilmittel, damit ich im eigenen Zuhause besser
klarkomme und nicht auch noch umziehen muss? Was
kann ich selbst tun, um meine Wohnung barrierefreier
zu gestalten? Wie lange erhalte ich im Zweifel
Krankengeld und welche Möglichkeiten gibt es,
medizinische und berufliche Rehabilitation für mich
zu nutzen? Besteht Anrecht auf Grundsicherung? Wie
kann ich mithilfe von Patientenverfügung und
Vollmacht Vorsorge betreiben? Wohin kann ich mich
wenden, wenn ich psychiatrische Hilfe benötige? Wie
finde ich den passenden Arzt zur Diagnostik und
Behandlung meiner Erkrankung? Gibt es Ratschläge zur
Auswahl von Nahrungsergänzungsmitteln? Und kann ich
die konservative Therapie durch alternative Ansätze
erweitern? – All das sind Anliegen, die an mich
herangetragen werden“.
Die Beratung der
Selbsthilfeinitiative Parkinson in jedem Alter ist
unter
www.parkinson-in-jedem-alter.de
bundesweit und kostenlos für Betroffene und
Angehörige erreichbar. Datenschutz und
Verschwiegenheit gelten.
|